veröffentlicht am Sonntag, 23.08.2015

ein Bericht von Laura Wörnhör in der Zürichsee-Zeitung von 22.08.2015


Die 50. Nationalratswahlen stehen kurz bevor. Die Kandidaten des Linthgebiets machen auch im Internet auf sich aufmerksam. Während die einen voll dabei sind, haben andere seit Jahren nichts mehr aktualisiert.

Zwei Monate vor den Wahlen hat das Internet bei den Kandidierenden den Durchbruch noch nicht geschafft. Eine eher durchwachsene Bilanz zeigt sich beim Betrachten der Online-Aktivitäten der Kandidaten. Dabei wäre es doch gerade für den Wahlkampf ein interessanter und guter Weg, um mit den Wählern in Kontakt zu treten. Immerhin informieren sich fast alle politisch Interessierten heute vorwiegend im Internet.

Jakob Büchler (CVP, Maseltrangen / www.koebi-buechler.ch) ist als einziger Nationalrat aus dem Linthgebiet der grosse Favorit der diesjährigen Wahlen. Beim Betrachten seiner Internet-Seite fühlt man sich allerdings in die tiefste Vergangenheit zurückversetzt. Mit dem bereits kräftig angejahrten Slogan «Der Weg zur Quelle führt gegen den Strom» wirbt Büchler online auf seiner Startseite für den Wahlkampf 2007. «Wer nie auf den Kompass schaut, fährt im Kreis herum», sein Leitsatz wirkt da unfreiwillig noch viel komischer. Auch in den Rubriken ist nichts Neues zu lesen. Das letzte Monatsgespräch fand offenbar ebenfalls im Jahre 2007 statt.

Legt Büchler keinen Wert auf seine Präsenz im Internet, oder hat er seine Homepage ganz vergessen? «Das Internet gehört für mich dazu. Es ist ein Teil des Wahlkampfes und auch wichtig für mich», sagt Jakob Büchler. Ihm sei es auch aufgefallen, dass seine Homepage nicht mehr auf dem aktuellsten Stand ist, deshalb wolle er in den nächsten Tagen einen Spezialisten zu Hilfe ziehen und die Seite auf Vordermann bringen.

Internet als Sprachrohr
Es gibt jedoch auch bessere Beispiele. Kantonsrätin Yvonne Suter (CVP, Jona) präsentiert sich im Internet auf den verschiedensten Kanälen – und das seit Jahren. Für sie ist das Internet «ein wichtiges Instrument, um mit den Wählern in den Dialog zu treten». Wie Suter sagt, sei es auch sehr wichtig, dass, falls man Medien einsetzt, diese auch regelmässig pflegt, mit ihnen vertraut ist und sie selbst bewirtschaftet. Auch Nils Rickert (GLP, Jona) hat für den diesjährigen Wahlkampf sehr viel Zeit in seinen Internet-Auftritt investiert. «Facebook braucht zwar viel Zeit, aber wenig Geld, um die Wähler zu erreichen. Es ist eine andere Art von Wahlkampf», sagt Rickert. Dank Facebook könne er mit den Menschen in direkten Kontakt treten und auch diskutieren. Jeder ernst gemeinte Kommentar oder jede Nachricht wird von ihm persönlich beantwortet. «Ich habe mich für diesen Wahlkampf sehr stark auf Facebook konzentriert – mal sehen, ob es wirkt», sagt Rickert.

Durchwachsene Präsenz
Generell fällt die Internet-Präsenz aller sehr unterschiedlich aus. Während sich die FDP mit Marcel Dobler (Jona) und Elisabeth Brunner-Müller (Schmerikon) im Internet starkmacht, schwächeln die Grünen. Die meisten der Kandidaten haben keine eigene Homepage, das macht es für den Wähler nicht sehr einfach, sich über die Person zu informieren. Silvia Kündig-Schlumpf (Grüne, Rapperswil) jedoch hat eine eigene Homepage und auch einen Facebook-Account. Auch wenn die Einträge nicht brandneu sind, bekommt man doch einen Eindruck von ihrer Person und der Politik, die sie führen möchte.

Bei der Internetpräsenz links und rechts scheiden sich nicht nur politisch die Geister. Während Peter Hüppi (SP, Uetliburg) nur auf der Homepage der Partei erwähnt wird, präsentiert sich Barbara Keller-Inhelder (SVP, Jona) sowohl auf einer eigenen Homepage als auch auf Facebook. «Es ist für mich wichtig, dass interessierte Bürger sehen können, in welchen Kommissionen ich mitarbeite, welche Vorstösse ich eingereicht habe, wie ich mich sonst engagiere und wer ich als Person bin», sagt Keller-Inhelder. Auf Facebook sei sie aber nicht sehr aktiv. Dabei wäre genau das wichtig, wie Ulrike Klinger, Oberassistentin am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung bestätigt: «Es reicht nicht aus, ein Profil z.B. bei Facebook zu erstellen. Politiker müssen auch möglichst viele andere Nutzer als ‹Freunde› gewinnen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Mit vielen anderen verbunden zu sein, ist wichtig, denn es signalisiert Popularität.»

Junge Politiker eher aktiv
Bei den jungen Kandidaten sieht die Situation etwas anders aus. Mit eigenen und vor allem aktuellen Internet Seiten, wie beispielsweise die von Sandro Morelli (JCVP, Benken) oder Thomas Hofstetter (JCVP, Benken), werben die jungen Politiker für sich und ihre Partei. Auch auf Facebook schreiben die Kandidaten fleissig, wie man an Lucio Maron (JFDP, Jona) sehen kann. Allerdings gibt es auch unter Jüngeren einige angehende Politiker, die die sozialen Medien noch nicht für sich entdeckt haben.